St. Thomas Kirche Tribsees

Die St. Thomas Kirche ist bekannt durch ihren einzigartigen Mühlenaltar. In keiner anderen Kirche ist das Mühlenmotiv als Schnitzaltar ausgeführt worden, auch ist die Kunstfertigkeit von höchstem Rang. Die St. Thomas Kirche wurde 1245 erstmalig urkundlich erwähnt. Sie ist fast gleichzeitig mit der Stadt Tribsees errichtet worden. Bei der großen Feuersbrunst 1702 brannte auch die Kirche. Die Jahreszahl 1731 am östlichen Kirchengiebel weist auf die Zeit des Wiederaufbaus hin.

Mühlenaltar

muehlenaltarDer Tribseeser Mühlenaltar aus dem frühen 15. Jahrhundert ist eine einzigartige skulpturale Darstellung der eucharistischen Mühle. Die Mühle war ein beliebtes Motiv der Zisterzienser Mönche, die vom Kloster Neuenkamp (heute Franzburg) das Patronat über die St. Thomas Kirche ausübten.

Im Zentrum des Mittelschreins, mit seinen 67 Figuren, steht die Sakramentsmühle. Die vier Evangelisten (Markus - der Löwe, Matthäus - der Engel, Johannes - der Adler und Lukas - der Stier) schütten aus kleinen goldenen Säckchen das Korn oder das Wort Gottes in den Trichter. Es mahlt der neue bewegliche auf den alten festen Stein, der von Moses gelegt wurde. Dies ist das Sinnbild der Verbindung des Alten und des Neuen Testamentes. Das Korn oder das Wort Gottes wird in der Mühle verwandelt. Im Abendmahlkelch gehalten von vier abendländischen Kirchenlehrern (Augustinus, Gregor der Große, Hieronymus und Ambrosius) grüßt segnend das fleischgewordene Wort Gottes, das Christuskind. Daneben im unteren Teil des Mittelschreins empfangen rechts die Laien den Leib, und links die Geistlichen das Blut des Herrn im Hl. Abendmahl.

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Die zwölf Apostel links und rechts der Mühle ziehen die Schleusen hoch und leiten der Mühle das Wasser der vier Paradiesflüsse zu. Durch die Apostel wird die Christusverkündigung im Sakrament betrieben. Auf den Wimpergen sind König David und Propheten dargestellt. Über den Evangelisten auf den blau - silbernen Wolken hebt segnend Gottvater, der Schöpfer, die rechte Hand während er in der linken die Kugel mit dem Kreuz hält. Bei ihm die Engel und als Gesichter Sonne und Mond. Links verkörpern Adam und Eva im Höllenrachen den Beginn des Alten Bundes und rechts Maria Verkündigung durch den Erzengel Gabriel den Anfang des Neuen Bundes.

Die Altarflügel stellen die Passionsgeschichte und die Auferstehung dar. Im Hl. Abendmahl werden Tod und die Auferstehung Christi verkündigt. Die Rückseiten der Altarflügel weisen geringe Spuren einer früheren Bemalung auf, vermutlich Szenen aus dem Leben Mariens, wofür auch die zentrale Bedeutung der Marienverehrung bei den Zisterziensern spricht. Es ist erstaunlich, dass dieser Altar die Zeit der Bilderstürmerei, den großen Stadtbrand 1702, denn der Schnitzaltar war das Einzige, was in dieser Brandnacht gerettet wurde, und die mehrfache Besetzung der Stadt überstand. 1857/58 durch die Brüder Holbein restauriert, wurde er 1996/97 erneut restauriert und einer Grundreinigung unterzogen werden, so dass wir ihn heute in alter Schönheit betrachten können.

 

Lübecker Kanzelstück

Nach dem großen Stadtbrand von 1702 konnten die sieben Schnitzreliefs einer Kanzel aus St. Jakobi in Lübeck nach Tribsees gebracht werden. Sie stammen aus dem Jahre 1547 und sind noch nie restauriert worden, sind also in ihrer ursprünglichen und Pracht zu sehen.

 

Epitaph

Ein Epitaph mit einer Darstellung des jüngsten Gerichts ist mit 25 Wappen umgeben. Es ist dem 1577 verstorbenen Christian von Küssow gewidmet und befindet sich an der westlichen Wand neben dem Chorraum.

 

Lutherbild

luther bildDas Lutherbild hinter dem Altar wurde1859 durch die Fa. Holbein in Berlin restauriert. Der Schwan, insbesondere im Zusammenhang mit Martin Luther, weist auf den ersten, den tschechischen Reformator Jan Hus. Er soll auf dem Scheiterhaufen gerufen haben: Jetzt verbrennt ihr die Gans (der Name Hus bedeutet im deutschen: Gans ) aber ein stolzer Schwan wird kommen!

 

 

 

 

Die Triumphkreuzgruppe

Auf der Stirnseite des Südschiffes hängt eine Kreuzigungsgruppe, von der die Christusgestalt auch durch den Brand von 1702 hindurch gerettet ist. Die Figur thronte damals über dem auf dem Lettner, der vermutlich bei der großen Kirchenerneuerung 1869 abgebrochen wurde. Im Jahre 1709 erbot sich der Inspektor Joachim Langkavel das große Kruzifix vor dem Chor zu renovieren und mit zwei Figuren, Johannes und Maria, an der Seite zu vermehren.

 

Orgel

orgelNachdem die erste Orgel 1702 komplett verbrannt war, konnte Weihnachten 1831 die neue Orgel des Orgelbaumeisters Karl August Buchholz aus Berlin erklingen. Diese Orgel kommt wegen der klanglichen Konzeption für die Geschichte des Orgelbaus eine besondere Bedeutung zu. Das Instrument wurde 1995 restauriert und ist wieder voll bespielbar.

 

 

 

Paul Händler Altar

haendler altarDas Altarbild "Christus und Thomas" war ein Auftragswerk an den Berliner Historienmaler Paul Händler (1833-1903), der dieses Werk 1868 für die Tribseer Kirche schuf. Mit zwei nicht erhaltenen Seitenflügeln wurde es von 1869-1931 als Hochaltar genutzt. Dieser neugotische Altar trägt zu dem Irrtum bei, dass die Kirche dem Jesusjünger Thomas geweiht ist, doch bezieht sich der Kirchenname auf Thomas Beckett, der als Erzbischof von Canterbury den Märtyrertod erlitt.

 

 

 

 

Kronleuchter

Die zwei neugotischen Kronleuchter sind vergoldet und wurden im Jahre 1869 angeschafft. Noch heute werden echte Kerzen aufgesteckt.

 

Taufstein

Den Taufstein fertigte die Firma M. Geils aus Berlin 1869. Der gleiche Taufstein befindet sich in der St. Maria Magdalena Kirche in Vilmnitz auf Rügen.

 

Patronatsloge

Im Rahmen der Kirchenrenovierung 1861 - 69 wurde 1864 durch Tribseer Handwerker eine Empore in die Kirche gebaut. An der Vorderseite der Patronatsloge befinden sich zwei Familienwappen, zum Ersten das Wappen der Familie von Hennigs mit zwei goldenen Löwen und das Wappen der Familie von Bülow mit blauen und goldfarben Ornamenten.

 

Das Kirchengestühl

Eine Zeichnung von 1836 für ein Kirchengestühl ist erhalten. Das heutige neugotische Gestühl wurde in der großen Umbauphase 1861 eingebaut. Es wurde von Handwerkern der Stadt Tribsees gefertigt und auch eingebaut einschließlich der Patronatsloge und der Orgelempore. Beisetzungen der Gildemeister unter ihrem Gestühl und der Pastoren im Chor erfolgte schon seit 1800 nicht mehr. Doch die Handwerksmeister sahen sich in ihrem Recht verletzt, weil die neuen Bänke nicht mehr abschließbar und für jedermann zugänglich waren.

 

Tapentenfenster

Hinter der Patronatsloge befindet sich ein Tapetenfenster mit der Jahreszahl 1866 in den oberen Ecken der zwei Flügel. Das Fenster ist eine Arbeit der Firma Oidtmann, welche ein Patent auf das Glas - Steindruck - Verfahren besaß, der Herstellungsart dieses Fensters. Der Restaurator Reinhard Kuhl in Potthagen konnte das Oidtmann-Fenster am 31.01.2002 restauriert zurückgeben.

 

Gedächtnisrelief

Der Bildhauer M. Uecker aus Greifswald schuf für die Gedächtniskapelle das Holzrelief, welches 1954 in der Sakristei aufgestellt wurde. An den Wänden waren in zwei Etagen aus Klinkersteinen Sockel gemauert, auf denen die Kränze der Gefallenen des II. Weltkrieges angebracht wurden. Dieses Relief befindet sich heute hinter dem Mühlenaltar auf einem hölzernen Sockel.

 

Heizung

1897 wurde in der Kirche die erste Zentralluftheizung installiert. Man heizte vornehmlich mit Torf, der hier in Tribsees gewonnen wurde. Heute hält eine moderne Gasheizung die Kirche frostfrei.

 

Glocken

Der Stadtbrand von 1702 hinterließ von den vier Glocken nur das Material, als Wert für drei neue die 1722 in Auftrag gegeben wurden:

  • Die größte Glocke ist im Jahre 1829/30 bei der großen Kälte des damaligen Winters gesprungen und wurde 1846 umgegossen.
  • Die mittlere Glocke wurde 1852 wegen Schadhaftigkeit umgegossen.
  • Die kleinste Glocke - 860 Pfund -Durchmesser 90 cm wurde 1764 umgegossen und ist heute die größte Glocke im Turm.

glockeNach dem Abbruch der verwahrlosten St. Jürgen Kapelle 1790 wurde die dort befindliche Glocke aus dem Jahre 1485 in die St. Thomas Kirche gebracht. Sie war während der französischen Besatzung von den Soldaten entführt worden, aber die Tribseeser waren couragiert und holten sie zurück. Sie hat einen Durchmesser von 58 cm. Sie ist somit die kleinste und älteste erhaltene Glocke in unserer Kirche.

Eine fünfte in Danzig gegossen Glocke wurde im Ersten Weltkrieg enteignet.

Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Kirchenglocken enteignet, abgesehen der Glocke aus St. Jürgen von 1485. Nach dem Ende des Krieges entdeckte man auf dem Hamburger Glockenfriedhof 1949 die andere bis heute erhaltene Glocke wieder und führte sie 1950 zurück.

 

Kirchturmuhr

kirchturmuhrIm Jahre 1861 wurde die zweite Uhr im Kirchturm eingebaut. Sie war Eigentum des Magistrats der Stadt. 1927 erhielt der Gemeindekirchenrat die Beauftragung zur Modernisierung der Uhr. So kam es 1928 zum Einbau der Uhr der Firma Weule, welche heute noch in unserem Kirchturm ist. An allen vier Seiten des Kirchturms wurden Zifferblätter aus Kupferblech angebracht. 1999 stellte man die Uhr auf eine elektronische Funkhauptuhr um. Die Enteignung der Glocken im Januar 1941 traf auch die Uhrglocken, die im September 2001 abgeschaltet werden mussten. Neue Glocken aus Bronze wurden über die Firma Griwahn aus Grimmen in Auftrag gegeben. Die Glockenweihe fand am Sonntag, 20.03.2005in einem Festgottesdienst, statt.

 

Die Turmlanzette

2001 begannen die Arbeiten für die Reparatur der Turmtülle. Herbststürme hatten die Bleiplatten der Tülle abgerissen, so dass die Halterung im Gebälk langsam zerstört wurde. Der Wetterhahn, aus Kupferblech getrieben, wies 22 Einschusslöcher auf. Die Kugel selbst weist 10 Einschusslöcher auf. Der Kunsthandwerker Herr Peter Batelina aus Waren hat den neuen Hahn aus Kupferblech getrieben. An der Halsseite des Wetterhahnes befindet sich das Blei zur Auswuchtung. Der neue Wetterhahn trägt ebenfalls die Jahreszahl 1825 und einen Zusatz der Neuanfertigung 2002/2003 hinweist.

 

Sonnenuhr

Auch die Sonnenuhr war schon vor dem Brand gestiftet worden. Sie wurde 1707 an den süd-östliche Strebepfeiler geschlagen, wo sie noch heute zu sehen ist.

 

Aufzug

Im Turm ist ein handbetriebener Aufzug zu sehen, der dazu diente Baumaterial aber auch die Glocken auf den Kirchturm zu bringen.

 

Treppenhaus

Beim Aufbau des Treppenhauses im Turn haben sich Handwerker mit ganz eigenen Kunstwerken verewigt.

 

Drechower Kruzifix

Die Kirchengemeinde Drechow wurde als selbständige Kirchengemeinde aufgelöst und Tribsees zugeschlagen. Regelmäßige Sonntagsgottesdienste in Drechow wurden eingestellt und die Kirche geschlossen. Tribsees war jetzt der neue Gottesdienstort der Drechower. Das Kruzifix, das früher die Ostwand der Drechower St. Marien Kirche schmückte, wurde nach Tribsees gebracht, um es vor Verfall zu schützen, auch wohl um den Drechowern ein Stück Heimat am neunen Gottesdienstort zu geben.

 

Baugeschichte

Ein romanischer Vorgängerbau ist durch die Ecklisenen an der ein halbes Joch kürzeren Nordmauer erkennbar. Dazu gehören die Ecklisenen in der unteren Turmhälfte und (von außen nicht zusehen) der Dachansatz über dem Hauptschiff. Die zugemauerten Fenster lassen romanische Rundbögen erkennen. Der romanische Bau stand in gleicher zentraler Achse mit dem Turm, während die heutige Kirche nach Süden versetzt steht.

Der gotische Kirchbau mit seinem durch kräftigen Strebepfeiler gegliederten vierjochigem Langhaus und dem relativ großen Chor mit polygonalen Abschluss entstand im 14. Jh.

An der südwestlichen Ecke des Turmes ist zu dessen Sicherung ein starker Strebepfeiler aufgeführt. Erscheint der Turm im Mittelalter noch spitz zulaufend ist nach dem Brand 1702 nur eine kurze, vierseitige, hölzerne Pyramide gebaut worden.

Die östliche Wand des Schiffes ist, anscheinend nach dem Brand von 1702 neu vermauert worden, entsprechend der am Giebel angebrachten Datierung 1731. Er musste erneuert werden, nachdem 1702 infolge des Brandes auch Gewölbe und Mauerkronen eingestürzt waren.

Nach dem Stadtbrand wurde das die ganze Kirche überspannende Satteldach nicht wiederaufgebaut, stattdessen Pultdächer über den Seitenschiffen und ein kleineres Satteldach auf den Ständerwänden über dem Hauptschiff. Die Ständerwände, ursprünglich zur Stützung der Last des Satteldaches gebaut, sind so zu Außenwänden geworden, und lassen die Kirche wie eine Basilika mit angedeuteten Obergaden erscheinen. In dem westlichen Halbgiebel des südlichen Seitenschiffes sieht man eine große, kreisrunde Blende, welche von der jetzigen Dachlinie durchschnitten wird. Der alte Dachansatz ist noch am Turm erkennbar.

kirchensanierungIm Zuge einer Kirchenmodernisierung im 19. Jh. wurden die beiden Eingänge im Südschiff geschaffen und der ursprüngliche im zweiten Joch zugemauert. Die nördliche Sakristei wurde entsprechend der vorhandenen nördlichen ergänzt. Die lanzettförmigen spitzbogigen Fensteröffnungen des Schiffes sind seinerzeit höher und breiter gewesen; sie sind offensichtlich im 19. Jahrhundert durch getreppte Gewände mit zierlichen Diensten neu eingefasst und verkleinert worden. Bei der letzten Instandsetzung der Kirche sind die steinernen Rippen der Fenster durch gusseiserne ersetzt worden.

Ein Überraschung ist der Innenraum der Kirche, tritt man doch in eine Kirche, außen deutlich von basikalem Querschnitt und findet sich in einer Hallenkirche. Die Arkaden mit den schlichten achteckigen Pfeilern und den abgetreppten Scheidebögen trennen die Schiffe, deren Kreuzrippengewölbe gleich hohe Scheitelpunkte haben. Die gedrückten Proportionen des Raumes stehen in auffälligem Gegensatz zu den gotischen Gestaltungselementen. Man spricht von einer Schein- oder Pseudobasilika.

An den Wänden sollen Spuren von Wandmalereien bemerkt worden sein; auch geputzte Kreise mit einem Durchmesser von etwa 63 cm. Neben und über der Orgel sind Reste älterer Farbgebung und Verzierungen zu sehen.